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Bisherige Erfahrungen der Hanse- und Universitätsstadt Rostock bei der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen

Bisherige Erfahrungen in der Kinder- und Jugendbeteiligung


In Rostock werden bereits in vielen Bereichen Kinder- und Jugendbeteiligungsprozesse durchgeführt, geleitet von verschiedenen Fachämtern und freien Trägern. Ein wichtiger Faktor für erfolgreiche Beteiligung ist die Vernetzung in den Stadtteilen, insbesondere mit Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, wie KiTas, Horte, Schulen, Jugendeinrichtungen und Sportvereine.

Ein beliebtes Beteiligungsverfahren betrifft die Gestaltung von Spielplätzen. Zusammen mit dem Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Friedhofswesen sowie anderen Ämtern und Trägern arbeiten Kinder und ihre Eltern an Konzepten für die Sanierung oder Neugestaltung von Spielplätzen. Die Kinder werden aktiv in den Gestaltungsprozess einbezogen: Sie treffen sich vor Ort mit Verwaltungsmitarbeiter*innen und Planungsbüros, um ihre Ideen für den Spielplatz einzubringen. Sie können verschiedene Planungsvarianten diskutieren, Änderungen vorschlagen und am Ende über ihren favorisierten Entwurf abstimmen. Diese Zusammenarbeit hat bereits zu vielen erfolgreichen Projekten geführt, bei denen Spielplätze renoviert oder neu gebaut wurden, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.

Ähnliche Beteiligungsprozesse gibt es auch für die Gestaltung von Sportplätzen und Schul- sowie Aufenthaltsräumen. Hier diskutieren Kinder und Jugendliche gemeinsam mit den Verantwortlichen über ihre Bedürfnisse und helfen bei der Umsetzung ihrer Ideen.

Einige bekannte Beispiele für solche Projekte sind die Sanierung von Spielplätzen im Lindenpark und die Entwicklung des Skaterparks in der August-Bebel-Straße.

Neben solchen konkreten Projekten gibt es auch größere, strategische Beteiligungsprozesse, bei denen Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam die Entwicklung ihres Stadtteils vorantreiben. Hier haben Erfahrungen gezeigt, dass separate Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche notwendig sind, um ihre Stimmen optimal zu hören und ihre Perspektiven in die Planung einzubeziehen.

Beispiele für solche strategischen Prozesse sind die Entwicklung von Rahmenplänen für Stadtteile wie die KTV und die Südstadt sowie die Weiterentwicklung des Stadthafens im Rahmen der Bundesgartenschau 2025.

Um eine gemeinsame Grundlage für alle Beteiligten zu schaffen, wurde am 13. März 2024 die erste Kinder- und Jugendbeteiligungskonferenz in Rostock abgehalten, um Leitlinien für die Stadtentwicklung zu erarbeiten.

Kinder- und Jugendbeteiligungskonferenz am 13.03.2024 in Rostock

Am 13. März 2024 verabschiedete der Landtag das Kinder- und Jugendbeteiligungsgesetz M-V (KiJuBG M-V), welches zum 01.04.2024 in Kraft trat. Am selben Tag fand im Rostocker Rathaus die erste Kinder- und Jugendbeteiligungskonferenz statt. Die Akademie der Nordkirche hatte als Mitglied der Initiativgruppe Kinder- und Jugendbeteiligung Rostock, gemeinsam mit der Oberbürgermeisterin und Botschafterin der Konferenz Eva-Maria Kröger, die Rostocker Verwaltung und interessierte Fachöffentlichkeit dazu eingeladen.

Konferenz mit Aha-Effekten

Unter der charmanten Moderation von der Dr. Ina Bösefeldt (Geschäftsführerin des Landesjugendrings M-V), führte die Konferenz die Teilnehmenden durch diverse Expert*innenvorträge zu gesetzlichen Grundlagen, aktuelle Forschungen und Umsetzungsstrategien in der Verwaltung. In anschließenden Workshops konnte dieses theoretische Wissen mit Methoden zur praktischen Umsetzung ergänzt werden.

Für die Vorträge zum Thema Grundlagen der Kinder- und Jugendbeteiligung auf der kommunalpolitischen Ebene, waren die Experten Prof. Dr. Waldemar Stange, Leuphana Universität Lüneburg und Carsten Roeder, Leiter des Kinder- und Jugendbüros der Stadt Itzehoe eingeladen. Autor des KiJuBG M-V Florian Krauße vom Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung M-V stellte das Gesetz vor. Marén Wins und André Knabe vom Rostocker Institut für Sozialforschung und gesellschaftliche Praxis e.V. präsentierten die Ergebnisse der von der Initiativgruppe in Auftrag gegebenen „Situationsanalyse zum Thema Kinder und Jugendbeteiligung in Rostock“. Hieraus ergab sich deutlich die Bedeutung der Verzahnung von Jugend(sozial)arbeit, Offener Kinder- und Jugendarbeit, Jugendverbandsarbeit und auch Schule als wichtige Schnittstellen für junge Menschen und kommunale Entscheidungsprozesse.

Präsentation Prof. Waldemar Stange

Ergebnisbericht Situationsanalyse Kinder- und Jugendbeteiligung in Rostock

Kinder- und Jugendbeteiligungsgesetz M-V 

“Kinder- und Jugendbeteiligung ist Menschenrecht, Grundgesetz, UN-Kinderrecht, Baurecht, Jugendrecht!“

und deshalb als „fester Bestandteil des Verwaltungshandelns zu sehen“, so die deutlichen Worte von Prof. Dr. Waldemar Stange.

Das KiJuBG M-V enthält in § 2 die verbindliche Aufforderung „…Kinder und Jugendliche bei Planungen und Vorhaben, die ihre spezifischen Interessen berühren, in angemessener und geeigneter Weise zu beteiligen“. Dahinter steht auch die Schirmherrin der Veranstaltung, die Präsidentin der Bürgerschaft Regine Lück. Auch sie bestätigte ihre Unterstützung zur Beteiligung junger Menschen in der Kommune. So machten beide deutlich: ohne Kinder- und Jugendbeteiligung geht es nicht!

Lebendig wird es in der Praxis

In anschließenden Workshops mit den Referent*innen konnten die Teilnehmenden zur Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen diskutieren und vielfältige Methoden ausprobieren. Bewegungsaktivität, Schwarmintelligenz und Augenhöhe waren Ziele in der Methodenauswahl.

Flankierend zur Veranstaltung wurden im Foyer Beispiele gelungener Beteiligungsprojekte ausgestellt.

Netzwerke knüpfen für eine starke Beteiligungskultur

Die vielen persönlichen Gespräche, neue Netzwerke, Kontakte, Begegnungen und das Erkennen von Gleichgesinnten innerhalb der Verwaltungsstrukturen haben dem Thema der Veranstaltung ein „Wir-Gefühl“ verliehen - aus meiner Sicht eines der wichtigsten Effekte. So konnten Vorbehalte aufgelöst, Synergien gestärkt und mit der Gründung einer Redaktionsgruppe am Ende der Konferenz die Weiterarbeit am Thema gesichert werden. Mit Vertreter*innen aus verschiedenen Ämtern, der Politik und der Fachöffentlichkeit, wird die Redaktionsgruppe KiJuBe Leitlinien für die Stadt entwickeln, die das neue Gesetz in konkrete Umsetzung bringen soll.

„Ich habe junge Menschen mit meinen Aufrufen im Stadtanzeiger nicht erreicht?! Ich dachte immer, die wollen gar nicht!“

Der Zusammenhang von Partizipation und politischen Handelns war für viele Teilnehmenden eine neue Erkenntnis. Durch den persönlichen Austausch mit politisch aktiven und interessieren Jugendlichen konnten Vorurteile wie: „Die wollen ja nicht.“ und „Die interessieren sich nicht.“ abgelöst werden durch „Das ist ja toll, dass die jungen Leute sich so engagieren!“ und so eines der hartnäckigsten Vorurteile gegenüber Kinder- und Jugendbeteiligung aufgelöst werden: Das Thema konnte als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe gesetzt und aus dem ausschließlichen Bereich der Jugendhilfe herausgelöst werden.

Kinder- und Jugendbeteiligung hat Vorfahrt

In ihrer Verabschiedung regte Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger an, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen grundsätzlich in Bürgerbeteiligungsprozessen vorzuschalten und bedankte sich für das Engagement des zukünftigen Kinder- und Jugendbeirats. Die engagierten Jugendlichen zeigten in ihrem Abschlussappell deutlich, wie sehr sie sich einbringen, mitgestalten und Verantwortung übernehmen wollen.

Seit Juni arbeitet die sich formierende Redaktionsgruppe an dem Leitfaden, die Planungsgruppe des Kinder- und Jugendbeirats ist ebenfalls weiterhin aktiv.

Folgeveranstaltungen wurden sich von vielen Teilnehmenden gewünscht.

Die Themen und Ergebnisse dieses Tages werden in Workshops übers Jahr verteilt weiter vertieft. Entstanden sind zu dem ein toller Film über die Konferenz den die Schülerfirma Cinean herstellte und wunderbare Graphic Recordings von Andrea Köster.

Visuelle Darstellung der ersten Kinder- und Jugendbeteiligungskonferenz in Rostock